Surfen in der Vergangenheit

Wie zarte Fenster in die Vergangenheit lassen Erinnerungen das Licht der Erlebnisse in unsere Seele fließen, während die Zeit unaufhaltsam voranschreitet und die Erinnerungen im Glanz der Unvergänglichkeit erstrahlen lässt.

 Die Schulzeit in den 1950er Jahren/ Die Schule der harten Zeiten

 

Als ich 1958 in die Maler Becker Schule, damals noch eine Volksschule, eingeschult wurde, waren die Bedingungen für Schüler und Schülerinnen ganz anders als heute.

 Die Schulpädagogik steckte noch in den Kinderschuhen, und man war damals der Ansicht, dass nur durch Strenge und Disziplin vernünftiger Unterricht möglich sei. Doch wir waren ja nur Kinder und verhielten uns entsprechend. So kam es automatisch zu Konflikten zwischen Lehrern und Schülern.

Ich erinnere mich an verschiedene Vorfälle, die mir wegen ihrer Schwere im Gedächtnis geblieben sind.


An dieser Stelle möchte ich betonen, dass wir nur wenige männliche Lehrer hatten, aber dafür besonders strenge Lehrerinnen, sg. Fräuleins.

Ein Lehrer hielt es für angebracht, uns Schüler mit einem Rohrstock zu züchtigen. 

Die Schläge mit dem Schullineal (1 m) auf den Hintern waren damals noch üblich und wurden auch von anderen Lehrern praktiziert.



Bevor es zu einer solchen Bestrafung vor der ganzen Klasse kam, stopften wir uns heimlich ein paar Hefte und Bücher unter die Hose, um die Schläge abzudämpfen.

Aber oft bemerkten die Lehrer: innen diesen Trick und schlugen umso härter. 

Andere Lehrer: innen schlugen auf die nackten Beine, Oberschenkel und Waden.

Einige Buben trugen Lederhosen, die die Schläge abfingen, aber es war dennoch sehr erniedrigend, vor der ganzen Klasse gezüchtigt zu werden.

Besonders brutal war ein Lehrer, der uns zwang, ein "Katzenpfötchen" zu machen und dann mit dem Rohrstock auf die Fingerkuppen schlug, bis sie blutunterlaufen waren.

Es war auch üblich, die ganze Klasse zu bestrafen, wenn ein Schüler etwas falsch gemacht hatte. 

Auf diese Weise litten die anderen Mitschüler mit und entluden ihren Frust an dem betroffenen Schüler. 

Genau das war gewollt und spaltete damals schon die Schülergemeinschaft.

Ab und zu übermannten uns auch die berüchtigten Lachanfälle, ausgerechnet während des Unterrichtes, die streng geahndet wurden.

 Wenn wir versuchten, unser Lachen zu unterdrücken, wurde es nur schlimmer. Dies stand im Widerspruch zur strengen Disziplin und wurde von den Lehrern bestraft. 

Wir mussten uns in die Eselsecke stellen und durften keine Geräusche machen.

Manchmal wurden Schüler sogar vom Unterricht ausgeschlossen und vor die Klassentür gestellt. 

Es war auch üblich, Schüler auf dem Schulhof oder im Unterricht mit einer Backpfeife zu disziplinieren.

Viele meiner Klassenkameraden hatten vor Angst in die Hose gemacht und wurden danach von den anderen gehänselt.

Auch war es sehr schwierig, den Lehrern zu erklären, dass man auf die Toilette musste.


Diese verstanden noch nicht, dass eine Kinderblase anders funktioniert als die eines Erwachsenen.

 

Die Schulzeit in den 1950er Jahren war geprägt von Strenge, Disziplin und manchmal auch von Angst. 

Es war eine Zeit, die wir nie vergessen werden, auch wenn sich die Zeiten seitdem stark verändert haben.

Aber es gab auch Lichtblicke!

Im Verlauf meiner Schulzeit trat eine neue Generation von Lehrkräften auf den Plan, die völlig neue Unterrichtskonzepte einführte und sich besonders empathisch gegenüber uns Schülern zeigte. 

Wir waren dankbar für jeden dieser neuen Lehrerinnen und Lehrer; sie brachten frischen Wind in die verkrusteten Vorstellungen der alten Lehrkräfte, die teilweise noch aus den Kriegsjahren stammten.