Ja, die Zeiten ändern sich.
So hat sich auch die Küche verändert, die Rezepte sind zwar teilweise geblieben, aber die Zubereitung ist heutzutage anders.
Was damals,
vor 30-40-50 Jahren noch absolut normal war, ist heute entweder tabu, gilt als
ekelig oder ungesund.
Das betrifft vor allem Gerichte, die ethisch bedenklich sind, wie zum Beispiel
die Schildkrötensuppe.
Ich will das gar nicht bewerten und es kann sein, dass so einiges sehr wohl kritikwürdig ist.
Das gilt aber auch für heute, gerade wenn ich an die versteckten Stoffe denke, die in den heutigen Lebensmittel enthalten sind.
Aber auch, wie heute die Massentierhaltung funktioniert, unter welchen Umständen die Tiere herangezogen werden und wie diese teilweise vollgepumpt werden mit Medikamenten und Hormonen.
Auch wenn ich an die heutige Agrarwirtschaft denke, wo mit Unkrautvernichtern und künstlichen Düngemitteln, aber auch durch Überdüngung unsere Nahrungsprodukte erzeugt werden, habe ich nicht den Eindruck, dass wir uns früher wesentlich schlechter ernährt hätten.
Die Mahlzeiten wurden eben mit viel Fett zubereitet. Teilweise waren sie verkocht und mit, viel zu viel Salz, Zucker und Bindemittel versehen.
Gerade wenn ich mich an das Gemüse zurückerinnere, waren durch das Verkochen viele Vitamine verloren gegangen und der natürliche Eigengeschmack dieser Produkte war auch nicht mehr zu erkennen.
Dennoch, die Lebensmittel waren damals zum größten Teil noch wesentlich unbelasteter und daher gesünder.
An so manche leckeren Gerichte erinnere ich mich gerne, die Rezepte gibt es teilweise noch heute, nur etwas abgeändert:
Mein Großvater war bekannt für seine leckeren „Backeskartoffeln“, Kartoffeln, kleingeschnitten, in einem Bräter mit viel Zwiebel, Speck und Schweinefleisch über mehrere Stunden geschmort.
Oft gab es auch nur Brötchen oder frisches Brot, sehr dick bestrichen mit Schweinemett und viel Zwiebeln drauf.
Der rheinhessische Kartoffelsalat wurde mit ausgelassenem Speck, Zwiebeln und eine Bouillon angerichtet.
Speck und Eier oder auch Rührei wurden mit weißem, fettem Speck gebraten.
Wir Kinder begnügten uns oft mit frischem Brot, bestrichen mit Schweineschmalz. Da kam etwas Salz drauf und, wenn die Zeit da war, noch frischer Schnittlauch. Ab und zu gab es auch Griebenschmalz, das war nichts anderes, wie Schweineschmalz mit gerösteten Zwiebelchen.
Griebenschmalz war nicht durchgesiebt, er beinhaltete noch die ganzen Krumen des ausgelassenen Fettes. Das waren die Grieben.
Die Saucen wurden damals noch mit angebratenem Mehl (Mehlschwitzen), gebratenen Knochen und einer Bouillon zubereitet.
Der Sonntagsbraten variierte durch Schweine-Stielkotelett, Sauerbraten,
Schweinebraten oder geschmortem Huhn. Dazu wurde in der Regel Salzkartoffeln
oder Bandnudeln mit angerichtet.
Kopfsalat
gab es jeden Tag als Beilage.
Genauso war es üblich, dass vor dem Essen eine Suppe gereicht wurde.
Sechs Suppen
sind mir noch gut im Gedächtnis.
Bouillon verfeinert mit angebratenem Grieß, Markklößchensuppe, Buchstabensuppe,
Erbsenwurstsuppe und Sagosuppe,
Sauer Brie war eine Kartoffelsuppe, welche mit Lorbeer und einem Schuss Essig
angerichtet wurde. Dazu gab es Leber- und Blutwurst.
Es gab aber auch Innereien. Saure Nieren mit Salzkartoffeln oder gebratene Leber mit Bratkartoffeln.
Auch die Bratkartoffeln waren mit reichlich Fett, viel Zwiebeln und Dörrfleisch hergerichtet.
Kartoffelpfannkuchen gehörten zu meinem Leibgericht. Sie wurden gereicht mit einer Linsensuppe und Apfelmus.
Schmierkäs (Quark mit Zwiebeln) gab es oft zusammen mit Pellkartoffeln. Häufig wurde auch eine Dose Leber-oder Blutwurst dazu gegeben.
Genauso wurden ab und zu auch salzige Dampfnudeln von meiner Mutter angerichtet. Zu diesen Dampfnudeln gab es in der Regel einen Erbseneintopf.
Eierpfannkuchen gab es wahlweise mit Apfelmus oder Frankfurter Würstchen, auch dazu wurde eine Linsensuppe mit angerichtet.
Natürlich gab es auch viel Gemüse, denn es war nicht nur preiswert, sondern auch reichlich vorhanden. Spinat und Wirsing waren wöchentlich auf dem Speiseplan.
Zum Wirsing machte meine Mutter oft Rouladen und Salzkartoffeln.
Zum Spinat gab es in der Regel eine Bratwurst, zwei Spiegeleier und ein Salat.
Ab und zu hatte meine Mutter auch Erbsen und Karottengemüse. Genau hier entpuppte sich die damalige Zubereitungsweise als sehr schal, denn das Ganze war sehr verkocht und schmeckte mir widerlich. Noch heute kann ich dieses Gemüse nicht essen, ebenso wenig wie Kohlrabi, welches genauso verkocht wurde.
Haschee mit gebratenen Griesschnitten gehörten zu meinen Lieblingsgerichten. Dazu ein leckerer Salat!
Eine einfache, aber köstliche Mahlzeit waren auch die sogenannten Brockelbohnen. Es waren Brechbohnen, kleingeschnitten, abgekocht, verfeinert und wurden gereicht mit gekochtem Schweinebauch.
Rosenkohl mit Bratwurst und Kartoffeln waren auch immer ein hochgeschätztes Mittagessen.
An Weihnachten gab es immer eine Gans, lange in einem Bräter geschmort und mit reichlich Rotkraut und Kartoffelklößen gereicht.Wild gab es bei uns selten, ab und zu mal einen Hasen oder einen Fasan.
Ein übliches Mittagessen waren damals auch Frikadellen mit Kartoffelpüree, oftmals Gurkensalat dazu.
Sauerkraut gab es in zwei Variationen, mit gesalzen Vorderschweinehaxen (Häschen) oder mit Kasseler Braten.
Selten gab es Fisch und wenn, war es in der Regel Schellfisch. Meine Mutter hat ihn noch selbst entschuppt und, wenn ich Glück hatte, wurde er in Mehl gewendet und in einer Pfanne gebacken. Hatte ich Pech, so wurde der Fisch mit einem Lorbeerblatt abgekocht, so liebte es mein Vater. Der Geruch des abgekochten Fisches liegt mir heute noch unangenehm in der Nase! Allerdings esse ich ihn heute selbst gerne so! Meistens gab es zudem Fisch, Salzkartoffeln und Salat. So ändert sich der Geschmack.
Dies gilt auch für Spargel, insbesondere Spargelgemüse. Das konnte ich als Kind nicht essen und schon allein der Geruch war für mich kaum auszuhalten.
Auch hier zeigte es sich, dass gerade die Zubereitung von Gemüse ausschlaggebend ist, wie lecker es werden kann. Heute esse ich leidenschaftlich gern Spargel, vor allem wenn sie von meiner Frau angerichtet werden.
Auch Rouladen gehörten zu meinen Lieblingsgerichten, diese wurden mit Rotkohl gereicht.
Viele der oben genannten Gerichte gibt es noch heute, sie sind lecker und gesund.
Der große Unterschied besteht darin, dass heutzutage diese Gerichte völlig anders zubereitet werden.
Das Gemüse wird gedünstet, bleibt also von der Struktur erhalten und die Suppen und Saucen werden weniger mit Mehl und anderen Bindemittel gebunden.
Es wird heute mit wesentlich weniger Fett und Schmalz gekocht und man achtet bei der Zubereitung sowohl auf Kalorien als auch auf Qualität.
Dieses Bewusstsein gab es damals noch nicht, Salz Zucker, Fette, Mehl und andere Bindemittel wurden als Basis für Gemüse, Suppen und Saucen verwendet.
Das Fleisch wurde oft stundenlang geschmort und bei der Zubereitung des Gemüses wurde nicht darauf geachtet, die Struktur und die Vitamine zu erhalten.
Man aß damals noch viel fettiges Schweinefleisch und an zahlreiche Mahlzeiten wurden noch einige Portionen Schmalz und Fett hinzugegeben.
Das Ganze gehörte damals zum Wohlstand und die Menschen waren sich der Gefahren durch diese kalorienbelastete Ernährung nicht bewusst.