Viele alte
Filme werden in den Nachtprogrammen der unterschiedlichsten Sender gebracht,
wahrscheinlich aus Kostengründen.
Diese alten Schinken gehen einigen auf die Nerven, aber bei mir werden sofort
unzählige schöne Erinnerungen wach.
Ich sehe
mich wieder als Kind vor dem Fernseher sitzen und mit glänzenden Augen gebannt
den Filmen folgen.
Jeder dieser alten Filme inspiriert meine Erinnerung an die wunderbaren
Schauspielerinnen und Schauspieler jener vergangenen Zeit, Stars, die schon
lange von uns gegangen sind und dennoch unvergesslich!
Damals waren
die Sendungen noch alle in schwarz/weiß.
Farbfernseher gab es zwar schon in der USA, aber bei uns wurden sie erst viel
später eingeführt.
Als Kind war mir auch gar nicht bewusst, dass alle Filme schwarz-weiß
dargestellt waren.
Irgendwie habe ich die ganzen Filme im Geist in Farbe umgesetzt.
Zusammen mit meinen Geschwistern und Eltern saßen wir abends vor dem Fernsehapparat und schauten die Vorabendsendungen. Vorabendsendungen waren die kleinen Filme, die vor der Tagesschau um 20:00 Uhr ausgestrahlt wurden.
Insbesondere erinnere ich mich gerne an das Sandmännchen, an die Werbung mit dem HB Männchen und Onkel Otto. Etwas später kamen noch die Mainzelmännchen im ZDF hinzu.Aber es gab auch spannende Kurzfilme. Diese wurden zwischen den Werbeblöcken ausgestrahlt. Abenteuer unter Wasser, am Fuß der blauen Berge, Isar zwölf waren immer die Favoriten bei uns. Aber auch die bezaubernde Jeannie, Vater ist der Beste, Mutter ist die Allerbeste, Lassie, Fury usw… usw.
Interessanterweise höre ich heute noch oft den Ausdruck „er/sie ist so
explodiert wie ein HB Männchen“. D. h. nichts anderes, als dass irgendjemand
sich besonders aufgeregt hat.
So waren es zahlreiche Filme, die wir Kinder im Vorabendprogramm sehen durften. Normalerweise mussten wir dann genau um 20:00 Uhr auf unsere Zimmer und uns fertig machen zum Schlafen. 1 Stunde gaben uns unsere Eltern noch, da durften wir noch lesen.
Danach kam unser Vater in unsere Zimmer, wünschte uns eine gute Nacht und achtete darauf, dass wir unsere Lampen ausgeschaltet haben. Natürlich haben wir heimlich unter der Bettdecke mit einer Taschenlampe noch weitergelesen, aber nur wenn das Buch exorbitant spannend war.
Am Wochenende war es etwas anders.
Da dürften wir Kinder etwas länger aufbleiben, denn es gab einige Filme, die wir gemeinsam mit unseren Eltern sehen durften. Insbesondere erinnere ich mich dabei an die Firma Hesselbach, es darf gelacht werden (Stummfilme mit Slapstick aus den zwanziger und dreißiger Jahren), John Drake, am Fuß der blauen Berge oder Stahlnetz.
Auch Filme mit Agatha Christie waren beliebt und durften gemeinsam mit unseren Eltern geschaut werden.
Meine Eltern saßen dann auf großen Sesseln vorne, zwischen ihren Sesseln war ein runder, flacher Fernsehertisch. Auf diesem stand eine Flasche Wein für meine Mutter und eine Flasche Whisky für meinen Vater. Er trank den Whisky niemals pur, sondern mischte ihn mit Sodawasser.
Meine Mutter trank höchstens ein Gläschen Wein und so hielt dieser Weinflasche bestimmt eine Woche.
Dazu hatten sie meistens noch etwas zu knabbern, in der Regel Salzstangen oder Nüsschen.
Wir Kinder saßen auf Stühlen hinter unseren Eltern, also fast so wie im Kino. Auch wir hatten immer eine Flasche Limo zu trinken und auch für uns gab es immer etwas zu knabbern.
Auch Weihnachten war ganz besonders. Wir dürften schon am frühen Nachmittag Fernseh schauen. Die beiden großen Sender ARD und ZDF hatten jedes Jahr eine neue, mehrteilige Weihnachtsgeschichte ausgestrahlt.
Wir Kinder fieberten regelrecht auf die Ausstrahlungen dieser Filme zu. Mit Spannung sahen wir im Fernseherheft uns das Programm für Weihnachten an.
Welch eine Freude!
Peterchen´s
Mondfahrt, der Schatz im Silbersee, die Schatzinsel, Meuterei auf der Bounty, Tom
Sawyer und Huckleberry Finn, die Höhlenkinder, der kleine Lord, Die Geister, die ich rief….
Die Sendetermine am frühen Nachmittag waren natürlich von den Sendeanstalten
ganz bewusst gewählt, da so die Eltern Zeit hatten, das bevorstehende
Weihnachtsfest zu organisieren.
Gemeinsam wurde gelacht, gezittert und disputiert.
Die Lieblingssendung der Familie war jedenfalls „Es darf gelacht werden“ kommentiert vom Schauspieler Werner Schwier, begleitet von Klavier (Konrad Elfers) und Stehgeige, ca. 1961. Die zu den Filmen von Werner Schwier gesprochenen Kommentare waren knochentrocken und unnachahmlich.
Bei dieser Sendung habe ich meine Eltern immer herzhaft lachen sehen, meine Mutter hatte ab und zu Tränen in den Augen vor Lachen und mein Vater verschluckte sich vor Lachen und prustete wild um sich.
Das steckte uns Kinder natürlich auch an und so brüllte die ganze Familie vor Lachen. Mir geht heute noch das Herz auf, wenn ich an diese schönen Zeiten denke.