Surfen in der Vergangenheit

Wie zarte Fenster in die Vergangenheit lassen Erinnerungen das Licht der Erlebnisse in unsere Seele fließen, während die Zeit unaufhaltsam voranschreitet und die Erinnerungen im Glanz der Unvergänglichkeit erstrahlen lässt.

Sommer 1968 ging es richtig los, Moped, Tanzschule und Cola Cognac

Im Sommer 1968 war mein 16. Geburtstag.

Damit war ich nunmehr berechtigt, den Führerschein für das Moped zu machen.

Das war damals noch recht einfach, ich musste zum TÜV und füllte dort einen blauen Fragebogen mit zehn Fragen aus. Vorher musste mich noch entscheiden, ob ich die Klasse IV oder V wählen wolle.

Ein Passbild musste sich noch abgeben. Dies wurde sofort in den Führerschein eingeklebt und mit einem Stempel versehen.

Die Klasse IV war drei DM teurer.

Meine Entscheidung war klar, Klasse IV, denn es war der Führerschein, mit dem man wesentlich mehr bewerkstelligen konnte.

Nachdem ich den Fragebogen ausgefüllt hatte, dieser sogleich auf Fehler geprüft worden ist, durfte ich meinen neuen Führerschein sofort in Empfang nehmen.


Das Quickly meines Onkels war mein erster motorisierter Untersatz.

Es war eine spannende Sache, dieses Quickly bei meinem Onkel abzuholen. Er wohnte ca. 30 km weiter auf dem Land und wartete auf meinen Anruf, ob ich den Führerschein bestanden habe.



Mein lieber Onkel Franz brachte nun das Moped an eine Tankstelle, ließ dieses dort nochmals überprüfen und volltanken.

Ich selbst bin mit dem Zug gefahren und war natürlich voller Vorfreude, dieses Moped über die Landstraße nach Hause zu überführen.

An der Tankstelle nahm ich das Moped in Empfang, mein Onkel gab mir noch einige Tipps und auch die nötigen Papiere dazu.

Es roch wunderbar nach Benzin und nach dem ersten Antreten sprang das Moped auch sofort an.

Es war ein unbeschreibliches Gefühl! Es durchflutete mich regelrecht, dass ich nun autark war und mir war bewusst, dass dieses Moped mir wesentlich mehr Freiheit brachte.


Mit dem Moped fuhr ich zur Tanzstunde! Dies war nicht nur eine willkommene Abwechslung, sondern auch eine exzellente Gelegenheit, Mädchen kennen zu lernen.

Aber mein Quickly machte schon damals keinen großen Eindruck, denn es hatte nur einen Sattel und ihm fehlte eine ordentliche Sitzbank.

Eine Sitzbank war sehr entscheidend, denn nur so konnte ich eine Sozia mitnehmen!

Bei Cola-Cognac und Twist kam man sich dann näher.

Da musste unbedingt was anderes her! Eine Kreidler Florett wurde mir günstig von dem Vater eines Freundes angeboten. Diese hatte sie eine Sitzbank!

Es war für mich eine Zeit des Aufbruchs und der Prägungen.

Der große Nachteil war natürlich, dass in dieser Zeit die Schule erheblich zu kurz kam und deshalb meine Noten litten. Die Probleme mit meinen Eltern und den Lehrern wurden so immer größer.

Heute kann ich meine Eltern viel besser verstehen und nachvollziehen, wie wichtig ihnen die Schulabschlüsse und Ausbildung ihrer Kinder waren.

Dennoch, bei allen Sorgen, die wir Kinder unseren Eltern bereiteten, muss sich im Nachgang festhalten, dass sie uns mit sehr viel Geschick und Feinfühligkeit auf unser späteres Leben vorbereitet haben. Ich denke noch heute gerne an diese Zeit zurück, die so voller Erwartungen und Kraft war.