Mein erstes Moped – oder: Der Sachs mit dem Schluckauf
Ich war zarte 13 Jahre alt – der Bart noch milchig, die Knochen voller Abenteuerlust –, als ich in Omas leergeräumtem Schweinestall ein echtes Juwel entdeckte: ein rot-funkelndes Moped mit einem Sachs-Motor, Marke „Miele“.
Ja, richtig gelesen – Miele! Nicht nur für Waschmaschinen gut, sondern auch für wilde Jungs mit Benzin im Blut.
Der Stall meines verstorbenen Opas stand schon jahrelang leer – aber mein Herz war jedes Mal voller Aufregung, wenn ich diese vergessenen Gefilde betrat. Und da stand sie nun: an die bröckelnde Mauer gelehnt, unter einer staubigen Ölplane verborgen – die Miele-Maschine.
Mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Muskelzittern schleppte ich das gute Stück in den Hof. Luft auf die Reifen, prüfender Blick in den Tank – jawohl, da gluckerte noch was!
Zwei beherzte Tritte auf den Kickstarter – und der Sachs-Motor röhrte los, als hätte er nur auf mich gewartet.
Ich war der König des Dorfes. Ohne Führerschein, aber mit brennender Leidenschaft kurvte ich über die Feldwege.
Damals – 1963 – war das auf dem Land kein Problem. Oma winkte mir freundlich hinterher, die Hühner sprangen empört zur Seite, und ich fühlte mich wie James Dean auf Heimatbesuch.
Doch nach exakt zwei Kilometern verwandelte sich mein Donnerbolzen in ein keuchendes Schnaufmonster. Nichts ging mehr – außer vielleicht das Mitleid des Traktorfahrers hinter mir.
Ich musste absteigen, warten, den Motor abkühlen lassen – dann lief er wieder. Zwei Kilometer Freiheit, dann wieder Zwangspause. Ein regelrechter Thermik-Tango mit meinem Moped.
Ich reinigte alles, was ein 13-Jähriger mit Taschenmesser und Zahnbürste reinigen konnte: Vergaser, Schwimmer, Schläuche – sogar das geheimnisvolle Benzinsiebchen.
Nichts half. Heute weiß ich: Vielleicht hätte ich mal an die Benzinpumpe denken sollen. Oder einen Mechaniker fragen. Oder einen Priester.
Wie sich später herausstellte, hatte mein Großonkel – der Bruder meiner Oma – das Moped eigentlich nur dort abgestellt, um es irgendwann zu reparieren. Tja, Pech gehabt, lieber Onkel – ich war schneller.
Ob das gute Stück je wieder fuhr? Keine Ahnung. Irgendwann, mit 16, bekam ich von einem anderen Onkel ein „Quickly“ geschenkt – ein neues Kapitel auf zwei Rädern.