Schulzeit in der Maler-Becker-Schule
(Gonsenheim)
Einst in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten, gab es noch die so
genannte Stichtagsregelung für die Beantwortung, wann ein Kind
eingeschult werden muss.
Wer bis zum 30. 06. eines Jahres geboren war, konnte mit 6 Jahren zur Schule gehen, wer danach das Licht der Welt erblickte, jedoch erst mit 7 Jahren.
Schulbeginn war jeweils der 1.
April des Jahres.
Am 13. April 1959, einem Montag, war es soweit.
Eine weitere Stufe meines Lebens hatte ich erreicht: Ich wurde eingeschult.
Die erforderliche Schultüte, die es in drei verschiedenen Größen und zwei Grundfarben mit drei abweichenden Abbildungen gab, war bereits gefüllt und stand im Hausflur bereit.
Entscheidend für uns Kinder hierbei war der Inhalt!
Auf die Füllung kam es an.
Die Auswahl an genügend Produkten aus Schokolade und anderen Süßigkeiten war sehr überschaubar.
Deshalb kam sehr eine Schiefertafel in die Tüte.
Dabei handelte es sich um eine dünne Schieferplatte, die in einem Holzrahmen befestigt war.
Auf einer Seite befanden sich Linien zum Schreiben, auf der anderen Kästchen zum Rechnen.
Zum Beschreiben der Tafel wurde ein Schreib-Griffel benutzt, der ebenfalls aus Schiefer hergestellt und mit Papier umwickelt war.
Um diese Schreibgeräte sicher zu transportieren, legte man sie in einen Griffelkasten aus Holz der mit einem Schiebedeckel geschlossen wurde.
Zum Säubern der Schiefertafel benutzte man einen kleinen nassen Schwamm, der sich zur Aufbewahrung in einer Schwammdose befand, und einen trockenen Tafellappen, der mit einem Band an der Schiefertafel befestigt war.
Ich selbst habe die kleine Tüte bekommen.
Obwohl sie schon klein war, hatten meine Eltern sie mit zerknülltem Zeitungpapier aufgefüllt, damit nicht so viel hineingelegt werden konnte.
Mir war das egal, sie war wohl mit allerlei Süßigkeiten gefüllt, ich erinnere mich aber nicht mehr genau daran.
Sowieso wollte ich überhaupt nicht zur Schule gehen. Ich hatte bisher meine Freiheit in vollen Zügen genossen!
Und immer wieder hörte ich die Worte der Erwachsenen „wenn du zur Schule gehst, fängt der Ernst des Lebens an“.
Oh, wie schrecklich!!
Damit bestückt, einen Lederranzen auf dem noch schmächtigen Rücken und mit kurzem Ponyschnitt, ging ich zusammen mit meiner Mutter den ersten Weg zur Schule.
Der 1. Schultag verlief dann streng durchgeplant.
Westdeutschland feierte immer noch seinen Wirtschaftsaufschwung und sich selbst.
Wir zahllosen Nachkriegskinder hatten darunter - mehr oder minder stark - zu leiden gehabt.
Denn viele von uns litten deshalb, weil die Eltern mehr mit ihrem materiellen Wohlergehen beschäftigt waren, wie mit der Obhut ihrer eigenen Kinder.
Es sollte das Versäumte, das Verlorene, das Verhinderte nachgeholt werden.
Die Nachkriegsereignisse blieben bei unseren Eltern ebenso haften, wie die Geschehnisse aus dem II. Weltkrieg.
Ich hatte zu keiner Zeit einen Kindergarten besucht und war deshalb auch recht froh, dass ich davon verschont geblieben bin.
Wie oft habe ich die Kindergartenkinder bedauert, wenn sie mit ihrer Lederkindergartentasche, die an einem langen Umhänge-Riemen auf ihrem Bauch hing, traurig zum Kindergarten stolperten.
Und nun das!
Da meine Eltern zum Zeitpunkt der Einschulung sich noch in Urlaub befanden, behaupteten sie, dass ich zur Einschulung selbst krank gewesen wäre.
Deshalb wurde ich nicht zum regulären Termin, am 18. Mai, sondern zwei Wochen später eingeschult.
Aus diesem Grund hatte ich die eigentlichen Feierlichkeiten der Einschulung leider nicht mitbekommen.
Das Schulfest, die damit verbundene Theateraufführung der älteren Schüler und Begrüßung durch unseren Direktor, all das war mir entgangen.
Auch die Vorstellung unserer Lehrerin und die Zuteilung der Sitznachbarn war an mir vorbeigegangen.
Das war für mich ein großes Problem, denn ich kam nun in eine Klasse, in der sich alle bereits kannten und Freundschaften geschlossen hatten.
Ich, als Nachzügler, war nun ein Außenseiter.
Die Lehrerin suchte erst mal einen freien Platz für mich. Der einzige freie Platz war neben Dieter.
Dieser empfing mich mit seinem breiten und freundlichen Grinsen.
Das tat schon mal gut. Ich habe diese freundliche Geste von Dieter niemals vergessen.
Das änderte aber nichts daran, dass ich mich völlig verlassen fühlte.
Mit einem Mal war meine Mutter nicht mehr bei mir und ich war ganz allein.
Nichts konnte meine Tränen aufhalten und ich weinte unaufhörlich.
Es endete aber in Wut und Eigensinn, den ich an
diesem Tag erstmals bei mir entdeckte und nie gewichen ist.
Mein Verhältnis zu meinen Eltern hatte sich von dieser Stunde an geändert, das Vertrauensverhältnis war nachhaltig gestört und änderte sich auch niemals wieder.
Die Lehrerin versuchte nun alles, mich zu beruhigen.
So forderte sie die Klasse auf, mir ein Empfangsliedchen zu singen. „Häschen in der Grube“ war das Lied.
Meine Klassenkameraden hatten es gerade einstudiert.
Auch konnten meine Klassenkameraden längst die ersten Buchstaben lesen und schreiben.
Hier war ich deutlich im Hintertreffen, denn ich hatte keine Ahnung.
Pädagogisch war die Lehrerin wohl auch überfordert, denn, obgleich sie meine Defizite kannte, forderte sie mich auf, die Buchstaben zu lesen.
Ja, ich sollte nun vor der ganzen Klasse an die Tafel und Wörter schreiben.
Ich war total überfordert, die Klasse lachte und ich schämte mich.
Es war alles in allem ein erbärmlicher Start.
Erst 1-2 Wochen später hatte ich mich in die Klasse integriert und wurde akzeptiert.
Damals waren die Jungen und Mädchen noch räumlich getrennt.
Wir hatten verschiedene Klassenzimmer und auch andere Klassenlehrer.
Es wurde strikt darauf geachtet, dass Jungs und Mädchen nicht zusammenkamen.
Das galt insbesondere im Schulhof während der Pausen.
Im Laufe der Zeit fand ich neue Freunde. Dieter, mein Sitznachbar, blieb von Beginn an einer meiner besten Freunde.
Auch Dirk, Peter und Lothar habe ich noch namentlich in guter Erinnerung. Sie gehörten auch zu meinem engeren Freundeskreis in der Grundschule.
Zwei Jahre später, also 1961, wurden die Klassen zusammengeführt und wir bekamen eine neue Klassenlehrerin, Fräulein Heiner, später Frau Licht.
Bei ihr hatte ich später auch Flötenunterricht, der ausgerechnet nachmittags zur besten Spielzeit stattfand.
Jungen und Mädchen waren nun gemeinsam in einer Klasse.
Bei den Mädchen hatte ich schnell meine Kameradinnen ausgemacht und erinnere mich noch an ihre Namen, Anne, Gabi, Roswitha, Conny und Ingrid. Auch Zwillinge befanden sich in der Klasse, doch aufgrund ihrer tiefen Verbundenheit untereinander blieben sie mir stets ein wenig fremd.
Da wir jedes Jahr am Fastnachtssamstag eine entsprechende Party in unserem Klassenzimmer veranstalteten, waren diese jungen Damen für mich als Tanzpartnerinnen sehr willkommen.
Im Cowboy-Prinzessinnen-Kostüm tanzten wir dann Twist und fühlten uns schon ganz jugendlich.
Später, im Pausenhof, hatte wieder alles seinen gewohnten Fortgang.
Die Mädchen spielten gemeinschaftlich Gummitwist.
Wir Buben vergnügten uns indessen mit sogenannten Reiterspielchen.
Zwei Buben bildeten eine Kampfeinheit. Der eine nahm den anderen auf den Rücken.
Derjenige, der auf dem Rücken saß, war der Kämpfer. Er musste den gegnerischen Kämpfer vom Mann reißen.
Wer als Kämpfer zuerst den Boden berührte, hatte verloren.
So ging das die ganzen Pausen hindurch und völlig verschwitzt und abgekämpft erschienen wir alsdann wieder zum Unterricht.
Der gesamte Schulkomplex bestand aus zwei Hauptgebäuden.
Das eine Gebäude war etwas neuer und hatte bereits einen
zweiten Anbau.
Einst stand nur ein aus Sand - und Backsteinen
erbautes kleineres Gebäude.
Der Anbau kam erst viel später hinzu. In dem Altbau waren wir Erstklässler untergebracht.
Er hatte auch einen separaten Eingang mit einem kleinen Foyer. Dort stand eine Vitrine mit ausgestopften Wildtieren.
Umringt von sehr alten, riesigen Pappeln und einem aus Stein errichteten Zaun schloss sich der seitliche Schulhof, genannt „der kleine Schulhof“ an.
Dieser war nur uns Abc-Schützen allein vorbehalten.
Das war die Simultanschule. Dort wurden Kinder unterschiedlicher Konfessionen unterrichtet.
Das zweite Gebäude stand in der Mitte des Schulkomplexes und war aus roten Backsteinen gebaut. Dies war die „Katholische Bekenntnisschule“.
Dort wurden damals nur die Kinder streng katholischer Familien aufgenommen.
Wir nannten diese Schule „Rote Schule“, ihrer roten Backsteine wegen.
Zwischen den beiden Schulen bestand eine große Gegnerschaft. Kein Schüler durfte den Sektor der anderen Schule betreten.
So beschimpften wir uns auch gegenseitig. Es gab Reibereien, die oftmals auch in Handgreiflichkeiten endeten.
Der Schulhof war durch Linien auf den Boden in verschiedene Bereiche getrennt.
Die Haupttrennlinie zeigte auf bezeichnende Weise die deutliche Aufteilung der beiden Schulen hin.
Innerhalb dieser Haupttrennlinien gab es noch dünnere Unterlinien.
Diese wiesen auf die Bereiche von Mädchen und Jungs hin.
Ich erinnere mich noch genau, dass es uns Jungs als überaus reizvoll und spannend erschien, über diese Linie und unter dem wilden Geschrei der Mädchen pfeilschnell hin und zurück zu rennen.
Im Schulhof selbst waren zwei kelchförmige Brunnen. Im ersten Jahr habe ich diese Brunnen noch aktiv gesehen, also Wasser plätschernd.
Danach wurden sie stillgelegt und wir Kinder nutzen sie, um unsere Murmeln um den Brunneninnenrand kreisen zu lassen, ähnlich wie bei einem Roulette-Teller.
Auf dem Dach unseres Schulgebäudes befanden sich zwei begehbare Türme. Auf dem einer der Türme war eine Sirene installiert.
Damals hatten wir noch samstags Schule. Pünktlich um 12:00 Uhr fingen die Sirenen an zu heulen.
Etwa 5 Minuten wurde mit unterschiedlichen Warntönen die Funktion der Sirenen getestet.
Nach dem Abschwellen des Heulens war die Schule auch bald beendet und der schrille Klingelton ertönte. Wir hatten frei!
Es konnte natürlich sein, dass man sogenanntes Nachsitzen hatte.
Das wurde von den Lehrern oftmals ausgesprochen, wenn wir aus einem Grund den Unterricht gestört hatten oder wiederholt unsere Hausaufgaben nicht erledigt hatten.
Dann konnte es schon sein, dass man 1-2 Stunden Nachsitzen musste.
Ärgerlich dabei war, dass man nicht pünktlich zum Mittagessen zu Hause sein konnte.
Die wartenden Eltern fragten natürlich nach der Ursache der Verspätung. Nachdem sie den Grund erfahren hatten, wurde man i.d.R. nochmals bestraft.
Damals wurden noch Essensmarken für die Kinder, die aus einem notleidenden Elternhaus kamen, zur Verfügung gestellt.
Fünf dieser Marken teilte die Lehrerin jeden Tag aus. Mit diesen Marken konnten wir Kinder, sofern wir eine bekommen hatten, in den sogenannten „Kakau“-Keller.
Dort wurde uns von dem Hausmeister, Herrn Ahl, ein kleines Fläschchen Kakao und ein Paarweck ausgegeben.
Wer keine Marke abbekommen hatte, konnte sich dort auch für 0,60 DM das gleiche kaufen.
In den Pausen tobten wir noch sehr ungestüm herum.
Heutzutage kann man sich das nicht mehr vorstellen, dass es damals üblich war, eine heftige Rauferei zu veranstalten.
Es gab ganze Wettkämpfe, gewissermaßen Mann gegen Mann.
Da wurde geboxt, gerungen und mit allen Tricks gekämpft.
Der Sieger wurde sehr geehrt und hatte nun innerhalb der Schülergemeinschaft einen höheren Platz erreicht.
So mancher Zahn wurde dabei ausgeschlagen und es gab etliche blaue Augen mit Platzwunden.
Dennoch wäre niemand auf die Idee gekommen, Anzeige zu erstatten oder gar einen Anwalt zu konsultieren.
Einzig und allein waren die Lehrer, die im Rahmen ihrer Aufsicht den Streit beendeten oder schlichteten.
Blessuren waren aber an der Tagesordnung. Man machte sich ein Pflaster auf die Wunde und unter Umständen noch etwas Jod.
Einmal im Jahr kam in unsere Klasse hoher Besuch.
Es wurde uns mitgeteilt, dass der Schulrat an unserem Unterricht teilnehmen würde.
Aus diesem Grund wurden wir von unserer Lehrerin angewiesen, zu diesem Termin mit unserer besten Kleidung zu kommen.
Ebenfalls sollte jeder sein Pausenbrot dabeihaben, der Ranzen und das Schreibmäppchen mussten vorbildlich aufgeräumt sein.
Das Wichtigste, wir sollten uns benehmen, eifrig melden und deutlich sprechen.
Der Schulrat kam in der Tat zum angemeldeten Termin.
Er setzte sich gelassen und behäbig an den Rand des Klassenzimmers auf einen breiten Stuhl mit Lehnen.
Dieser war extra aus dem Zimmer des Direktors Knußmann bereitgestellt worden.
Trotz, dass er einen sehr freundlichen
und großmütigen Eindruck machte, waren wir Kinder eingeschüchtert und mucksmäuschenstill.
Einige Zeit beobachtete er wohlwollend den laufenden Unterricht, dann stand er gemächlich
auf.
Er unterbrach die Lehrerin, die nun errötend hinter ihn trat.
Mit resonanter Stimme stellte er uns einige anspruchslose Fragen, die wir beflissentlich beantworteten.
Alle, auch unsere Lehrerin, waren glücklich, als dieses Gastspiel überstanden war.
Eine andere Vorschrift war die wiederkehrende ärztliche Untersuchung.
Hierzu wurden wir verpflichtet, unsere Turnkleidung (Rippunterhemd und kurze schwarze Hose) mit in die Schule zu bringen.
Wenn die Amtsärztin da war, mussten wir uns in einem leeren Klassenzimmer umziehen.
Dann stellten wir uns der Größe nach auf.
Wir hatten nur unsere Turnbekleidung an und zitterten in dem kalten Flur, bis wir zur Untersuchung aufgerufen wurden.
Die Ärztin untersuchte uns genau.
Sie befragte uns nach der Familie, was wir zu essen bekamen und ob die Eltern noch zusammen- leben würden.
Ein Sehtest folgte, die Zähne wurden kontrolliert und zum Schluss hat sie uns noch abgeklopft.
Nachdem auch die Größe und das Gewicht gemessen waren, trug sie alles in ihre Akten ein.
Ab und zu kam es auch vor, dass wir geimpft wurden.
An die Schluckimpfung erinnere ich mich noch genau. Sie diente damals dazu, uns gegen Kinderlähmung zu schützen.
Es gab damals kein Mensch, der sich gegen diese Impfung gewährt hätte.
Es war für unsere Eltern von höchster Wichtigkeit, dass wir Kinder vor solcher Krankheit künftig geschützt waren.
Ein anderer und erwähnenswerter Termin fand auch jedes Jahr statt.
Der Fototermin.
Dann kam der Dorffotograf und fotografierte die ganze Klasse zusammen mit unserer Klassenlehrerin.
Im Anschluss wurde von jedem Schüler noch ein Einzelfoto gemacht. Dazu mussten wir uns an unseren Schultisch setzen.
Auf den Tisch wurde unsere Schiefertafel gelegt und in der Hand hielten wir den Griffel.
Noch lächeln und fertig war das Foto!
Nach etwa 14 Tagen waren die Fotos da und man konnte sie kaufen. Da das vielen Eltern zu teuer war, haben viele von uns Kindern keine Bilder von diesen Fototerminen.
Die Maler Becker Schule war zu meiner Zeit noch Grund- und Hauptschule.
Die Schüler konnten bis zur achten Klasse diese Schule besuchen. Später wurde die Schulzeit bis zur neunten Klasse erweitert.
Da ich selbst nach der fünften Klasse die Schule wechselte, hatte ich danach den Kontakt zu vielen meiner Klassenkameraden verloren.
Aber im Wesentlichen blieben die großen Freundschaften erhalten.
Natürlich prägt mich die Zeit in der Grundschule tief. Es war meine Kindheit!
Aber leider habe nicht nur gute Erinnerungen daran.
Gerade deshalb, weil es damals noch erlaubt war, dass Lehrer Schüler schlagen durften.
Wir hatten einige Lehrer und Lehrerinnen, die wiederkehrend und intensiv auf uns einprügelten. Dabei setzten sie meistens ein großes Meterlineal ein.
Aber auch mit Rohrstock wurde uns auf die Waden und die Hände eingedroschen.
Dabei mussten wir unserer Händchen anspitzen (Katzenpfötchen).
So erreichten sie die größte mögliche Schmerzeffizienz. Nicht selten hatten wir daher blutunterlaufene Fingernägel.
Diese Lehrer stammten ausnahmslos noch aus dem NS-Regime.
Unseren Eltern konnten wir es nicht erzählen. Sie waren der Meinung, dass bei jeden dieser Bestrafungen ein berechtigter Anlass vorgelegen hätte. Ungeachtet unserer Schilderungen wurden wir meist nochmals bestraft.
Ich trage das den Menschen nicht nach. Es war eine raue Zeit, gezeichnet vom Zweiten Weltkrieg.
Die Erwachsenen hatten gerade diesen Krieg hinter sich gebracht und ihre Gefühle waren desensibilisiert.
Wir Kinder spielten in der Welt der Erwachsenen keine Rolle. Wir hatten zu parieren und von uns wurde äußerste Disziplin und Gehorsam verlangt.
Dies spürte man auch überall. In der Schule besonders, aber auch andere Persönlichkeiten des Dorfes hatten keine Scheu gehabt, uns Kinder nach eigenem Gutdünken zu ohrfeigen.
Das war natürlich nicht die Regel, aber es kam schon wiederholt vor.
In unserer Schule fielen deshalb die jungen Pädagogen besonders stark auf.Es war die Generation, die den Krieg als Kind erlebt hatte.
Sie unterschieden sich sehr in ihrer Art und Weise, mit uns Kindern umzugehen.
Es wurde musiziert, Filme gezeigt und gemeinsam gebastelt.
Diese jungen Lehrer waren letztendlich auch für den Umbruch in den 68er Jahren verantwortlich.
Meine Schulzeit war noch völlig anders geartet wie heute.
Es galt das Prinzip des Einhämmerns von knochigem Lehrstoff.
Ohne die Materie das Lehrstoffes zu verstehen, mussten wir ihn auswendig lernen.
In der Regel verschmähten wir Schüler die Schule.
Die Gründe lagen oft in der Gewalt,
der Willkür der Lehrer und dem fantasielosen Übermitteln des Lehrstoffes.
Also kann ich zum Ende meiner Darstellung nur das Resümee ziehen, dass meine Kindheit in der Maler Becker Schule nicht nur glückliche Momente hatte.
Aber es war auch eine andere Zeit, die die Menschen damals so handeln ließ.